Schlechte Verlierer sind nicht nur im Fußballstadion bekannt. Schuld ist hier der Schiedsrichter, die Wettmafia oder, wenn alles nichts hilft, die finstere Kommerzialisierung. Auch abseits des grünen Rasens wächst die Zahl der schlechten Verlierer, vor allem in der Politik…

Erinnern Sie sich noch an die Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern? Wahlgewinner war die AfD, die Verlierer waren alle anderen Parteien. Das Bild ist angesichts der Entwicklungen in anderen Ländern Europas nicht überraschend. Die Auslegung der Wahlergebnisse allerdings war vielsagend. Bekannt ist die bizarre Aussage eines ehemaligen Abgeordneten einer Partei, die im nördlichen Bundesland nicht einmal den Einzug in das Länderparlament geschafft hatte.

Die Wähler seien schuld, so war die Aussage des Politikers wohl zu verstehen, als er sagte, Mecklenburg-Vorpommern sei das wohl „am dümmsten besiedelte Bundesland“. Bemerkenswerterweise fiel diese Aussage, die mit Frechheit sehr höflich beschrieben ist, nicht in die Kategorie „Hassrede“, die man überall im Internet und andernorts ausmerzen will. Niemand wähnte hier offenbar ein „falsches Signal“ das man bekanntlich sonst nie senden will. Ein Viertel der Bevölkerung für blöd zu erkären geht in der Republik wohl noch in Ordnung. Was wohl los wäre, wenn jemand sagen würde, der Bundestag sei weltweit das wohl am dümmsten besetzte Parlament? Das würde natürlich angesichts der unermesslichen Erfolge der letzten Jahre niemand behaupten, aber es käme sicherlich nicht gut an.

Problematisch sind neben der vermeintlichen Unfehlbarkeit einiger gescheiterter ex-Abgeordneter, die sich zu derartigen Aussagen herablassen, das offenbar vorhandene Gefühl der Vertreter von Kleinparteien, trotz nur einer handvoll Stimmen stets für die Mehrheit sprechen zu dürfen. Wenn man gerade an der 5%-Hürde gescheitert ist, sollte man lieber davon ausgehen, dass dies nicht der Fall ist. Wer allerdings unfehlbar ist, den ficht das nicht an. So soll eine Parteikollegin des zitierten Herrn auf die Frage, was man den im Wahlkampf falschgemacht habe, geantwortet haben, sie wisse nicht „ob es ein richtig oder falsch gebe“. Ob die Existenz von schwarz und weiß sowie eins und null ebenfalls bezweifelt wird? Für eine solche Aussage wäre der George Orwell Orden am Bande fällig.

Wenn die Bevölkerung als Ausrede nicht genügt, dann muss als finale Waffe der gute alte Russe herhalten. Das lässt sich derzeit wieder genüsslich in den USA beobachten. Besondere Windungen sind derzeit bei der Nachlese der Präsidenschaftswahl zu verzeichnen. Merke: Nur finstere Hacker im fernen Osten können für die Niederlage der schlussendlich überforderten Frau Clinton verantwortlich sein. Mit nicht belegten Vorwürfen um sich werfend lassen sich die Geschichtsumschreiber auch nicht vom mit Pauken und Trompeten gescheiterten Versuch der Grünen Jill Stein abhalten, eine Nachzählung in einigen Staaten durchzusetzen. Es gab einem Richter zufolge keine Basis für eine Nachzählung. Man darf sich fragen, warum ein solcher Versuch von Stein und nicht direkt von den Demokraten lanciert wurde. Erinnert man sich etwa noch an die letzten Tage vor der Wahl, als man Trump mit Häme bedachte, als er über eine mögliche Überprüfung des Wahlergebnisses sprach?

Auch die deutschsprachige Presse hat sich seinerzeit ausgiebig darüber lustig gemacht, so etwa die „Finanz und Wirtschaft“ aus der Schweiz. In einem Artikel aus dem Oktober dreht der Autor einige bemerkenswerte Kreise. So wird FOX News zunächst als einer der Gründe für Trumps Popularität und als Plattform für Verschwörungstheorien (was auch immer das sein soll) dargestelllt.

Am Ende heißt es dann jedoch:

(FuW 26.10.2016) „Seine Kampagne ist aber so radikal, dass er sogar mit Fox News auf Konfrontation geht.“

Obacht, Steuersenkungen! Bürger schickt eure Kinder in die Betten!

Zum Thema wirrste Verschwörungstheorien sei folgende Aufzählung erwähnt.

Lieber spannt er mit der ultrarechten Internet-Seite Breitbart News zusammen, die wirrste Spekulationen koloportiert: von Zweifeln an der der Statsbürgerschaft Präsident Obamas über einen schweren Hirnschaden Hillary Clintons bis hin zu einer groß angelegten Manipulation der Wahlen.

Wirrste Spekulationen sind offenbar ansteckend. Nun, da die andere Seite verzweifelt nach Gründen sucht, warum man es nicht selbst versemmelt hat, und daher russische Hacker an der Niederlage beteiligt gewesen sein müsssen, ist das Wort „Verschwörungstheorie“ in diesem Zusammenhang nicht mehr gefallen. Möglicherweise ist jetzt aber auch schon das Clinton Camp vom Feind infiltriert und ermittelt brutalstmöglich gegen sich selbst. Complicated business!

Als Gedankenspiel möchten wir uns heute vorstellen, was der Leser wohl vorgesetzt bekäme, wenn die Gegenseite verloren und daraufhin eine Überprüfung gefordert hätte. Es wären wohl Sätze zu lesen gewesen wie der folgende:

(Fake: Abenteuerliche Zeitung) „Sie glauben, die Mondlandung war ein Fake. Sie glauben wir werden von Außerirdischen regiert und sie halten das Wahlergebnis in den USA für manipuliert. Verschwörungstheoretiker verbreiten nach der US-Wahl über die sozialen Medien wieder ihre gefährlichen Fantasien und spalten so die Bevölkerung in den Vereinigten Staaten. Die gewählte Präsidentin Hillary Clinton sagte, dieses Verhalten schade der Demokratie und kündigte Maßnahmen an. So solle etwa die Verbreitung deartiger Theorien unter Strafe gestellt werden. Der deutsche Justizminister sagte per Twitter seine Unterstützung zu.“

Manche Fake News klingt ganz schön realistisch, oder?

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